Der schöne „Mimo“ entführt ältere Damen
Klinikclowns im Kreis Steinfurt besuchen regelmäßig Patienten der Reha-Klinik Mettingen
Diese Frau kam gerade frisch vom Friseur und holte sich bei „Mimo“ und „Flora“ sichtlich entzückt Komplimente zu ihrer neuen Frisur ab.
Mettingen. Die Besuche in der Reha-Klinik Mettingen sind für Michael Motz wie Seelenstreicheln: „Mit der Schminke im Gesicht schätzen mich die Patienten auf knapp über 20, dabei bin ich schon über 50 Jahre“, sagt er grinsend. Dabei ist es eigentlich er, der zum Seelenstreicheln da ist: Motz ist Diplom-Sozialarbeiter und -Sozialpädagoge und besucht die Reha-Klinik einmal im Monat als Klinikclown „Mimo“ – zusammen mit seiner Clown-Kollegin „Flora“.
Klinikclowns durchbrechen die Einsamkeit
Die meisten Patienten der Klinik sind bereits alt, erholen sich von einem Schlaganfall oder von einer Knie- oder Hüpft-OP. Oft ist die Familie weit weg – und obwohl „Mimo“ und „Flora“ die Pflegeteams als sehr herzlich erleben, fühlen sich viele der Patienten zeitweise einsam. Diese Einsamkeit möchten die Klinikclowns aufbrechen: Nach einem Gespräch mit den diensthabenden Pflegekräften klopfen sie sich behutsam von Zimmertür zu Zimmertür. In der Regel werden sie hineingebeten.
„Die meisten Patienten sind Frauen“, sagt Motz, „denen präsentiert Flora mich dann als ihren ‚schönen Freund‘ – und schon sind wir mit den Frauen im Gespräch.“ Manchmal möchte Flora nur ihren „Freund“ herumzeigen, manchmal kommen die Clowns zum Frühjahrsputz oder zum Liedsingen, dann wieder unternehmen sie eine Phantasiereise mit den alten Menschen. In jedem Fall entführen sie sie für ein paar Augenblicke in eine andere Welt, raus aus der Klinik, raus aus der Einsamkeit.
Auch das Klinikpersonal freut sich an den Clowns
„Flora“ heißt ungeschminkt Jaqueline Bollig, ist Krankenschwester sowie Sozial- und Theaterpädagogin. Nicht nur die Patienten profitieren von ihrer Anwesenheit, selbst kurze Begegnungen auf dem Flur mit den Pflegkräften oder Therapeuten zeigen ihre Wirkung: „Die sind sehr aufgeschlossen und freuen sich, wenn wir ihnen ein Herz aufs Namensschild kleben oder sie für ihre Arbeit loben“, sagt sie, „als Clowns können wir das nämlich ganz ohne Hintergedanken.“
Einfach mal knuddeln
Wichtiger als Worte sind bei den Patienten körperliche Nähe. Auch das geht als Klinikclown ohne falsche Scheu fern aller gesellschaftlich verordneten Hemmungen: Einfach mal knuddeln ist genauso gewünscht wie Rückenstreichen oder die Hand halten.
Die Glücksmomente, die die Clowns dalassen, wirken nach – bei Patienten und Personal. Und bei den Clowns: „Wir bekommen immer mehr zurück, als wir gegeben haben“, sagt Motz. Damit die Glücksmomente weiterhin ihren Weg nach Mettingen finden, ist der Verein der Klinikclowns im Kreis Steinfurt stetig auf Spenden angewiesen.