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Klinikclowns im Kreis Steinfurt e.V.

„Es geht nur, was noch geht“

Klinikclowns schenken Menschen mit Demenz Zuwendung

„Es geht nur, was noch geht“

Wenn man ihre Worte überhaupt noch versteht, spricht die alte Frau Polnisch. Die Demenz hat ihr die deutsche Sprache geraubt. Doch eins hat ihr die Demenz nicht genommen: die Freude an Zuwendung.

Hamm. Wenn man ihre Worte überhaupt noch versteht, spricht die alte Frau im Rollstuhl Polnisch. Dass sie einst perfekt Deutsch gesprochen hat, hat sie vergessen. Die Demenz hat ihr die deutsche Sprache geraubt – zusammen mit den meisten anderen Erinnerungen und Fähigkeiten. Doch eins hat ihr die Demenz nicht genommen: die Freude an Zuwendung.

„Lotta“ und „Flora“ kennen die Frau im HANSA Seniorenzentrum An St. Agnes in Hamm nun schon seit zwei Jahren in diesem Zustand: „Wir wissen nicht, wie sie diesen Zustand erlebt“, sagt Birgitta Gutsch-Esser, so heißt „Lotta“ ungeschminkt. „Doch sie reagiert auf Körperkontakt und hört gerne zu, wenn Flora und ich ihr etwas vorsingen.“ Ein echter Kontakt ist kaum mehr möglich, doch die Frau entspannt sich, wenn die Klinikclowns im Kreis Steinfurt ihr Zuwendung schenken.

Zuwendung schenken – klingt doch ganz einfach

Zuwendung schenken – klingt doch ganz einfach. Doch wer dies schon einmal einem Menschen mit Demenz gegenüber versucht hat, weiß: Kontaktaufnahme ist schwierig, wenn der andere nicht mehr antwortet oder scheinbar wirres Zeug von sich gibt, wenn er unruhig ist, keinen Blickkontakt hält, vielleicht sogar um sich haut. Dank ihrer professionellen Ausbildung gelingt die Kontaktaufnahme den Klinikclowns dennoch: „Früher war sie immer sehr unruhig, lief ständig den Flur hoch und runter und rief nach ihrem Mann“, erinnert sich Jaqueline Bollig, alias „Flora“. „Unsere Aufgabe ist, ihr Aufmerksamkeit zu schenken, sie zu streicheln, die Hand zu halten und eben zu singen.“

„Floras“ und „Lottas“ clownesken Gespräche und Handlungen versteht die alte Frau nicht mehr, auch die Verkleidung nimmt sie nicht wahr. Was sie jedoch wahrnimmt: Da ist jemand. Der hat Zeit für mich. Der schenkt mir Nähe. Das tut gut.

Auf dem Flur laufen zwei Frauen in fortgeschrittenem Demenzstadium durch ihre innere Unruhe den Flur hoch- und runter. Für die Klinikclowns ist es nur möglich, mit ihnen in Kontakt zu treten, wenn sie mitlaufen.

Nehmen, wie sie sind – und Liebe schenken

Auf dem Flur treffen die beiden Clowninnen zwei Frauen in fortgeschrittenem Demenzstadium, die durch ihre innere Unruhe den Flur hoch- und runterlaufen – Tag ein, Tag aus, Hand in Hand. „Vor ein paar Monaten haben sich die beiden zum ersten Mal gesehen, natürlich auf dem Flur. Seitdem laufen sie den Flur entlang“, erzählt Gutsch-Esser. „Für uns ist es nur möglich, mit ihnen in Kontakt zu treten, wenn wir mitlaufen.“

Wie in jedem Kontakt zwischen Klinikclowns und Demenzerkrankten gilt auch hier: Es geht nur, was noch geht. Nichts wird erzwungen. Die alten Menschen werden weder belehrt noch „zurechtgebogen“. Bei den Clowns müssen sie nicht funktionieren, dürfen „komisch“ sein. Denn wer, wenn nicht die Clowns, kennt sich mit „Komischsein“ aus: „Wir nehmen die Menschen so, wie sie sind“, sagt Bollig, „das ermöglicht uns oft, ihnen ein klein wenig Liebe zu schenken.“

Wer die Klinikclowns im Kreis Steinfurt unterstützen möchte, kann dies durch eine Spende tun. Das Geld wird dann von den Clowns in Zuwendung umgewandelt für Menschen, die diese besonders dringend nötig haben.