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Klinikclowns im Kreis Steinfurt e.V.

Klinikclowns gehen durch den Dschungel

Seminarwochenende gibt wichtige Impulse für die Arbeit der Clowns

Klinikclowns gehen durch den Dschungel

Beeindruckt vom Seminar bei Loby Lam (3. v. l.) zeigten sich (v. l.) Ulrike Elskamp (vorne), Olinda Marinho e Campos, Susanne Ratzmann, Jaqueline Bollig und Michael Westermeier.

„Doppeldaumen hoch“ war die Bewertung der Klinikclowns nach ihrem Wochenendseminar beim Improvisationstrainer Loby Lam, der in Enschede die Kontakt-Improvisations-Gruppe „Kahbam“ leitet. Dank der Kooperation mit dem Jugend- und Familiendienst (jfd) Rheine konnten die Klinikclowns für ihre Fortbildung die Räume des jfd kostenfrei nutzen. Am Sonntagnachmittag ließen sie müde und euphorisch zugleich die zwei Tage Intensivtraining Revue passieren.

Viel fürs Leben mitgenommen

Das Weiten meines Horizontes hat meine eigene Standfestigkeit gestärkt“, stellte Susanne Ratzmann („Molly“) verblüfft nach einer Fokus-Übung fest, „ich bin viel schwerer aus dem Gleichgewicht zu bringen gewesen. – Ich habe dabei auch viel für mein Leben mitgenommen, nicht nur für meine Clownsarbeit.“ Organisiert hatte das Seminar die künstlerische Leiterin des Vereins Olinda Marinho e Campos.

„Wir Menschen haben durch die allgemeine Alltagsbewältigung sowie die Arbeit die Tendenz, zu sehr zu verkopfen, zu analysieren – dadurch entfernen wir uns von unseren Emotionen und Sinnen“, sagte sie. Durch verschiedene Techniken der Kontakt-Improvisation, die auf körpereigene Impulse und Sinnenswahrnehmungen aufbauen, werden die nicht-kognitiven Kompetenzen geschult. „Aufmerksamkeit und Empfindsamkeit sind ein wichtiger Teil unserer Arbeit“, erklärt Marinho e Campos.

Mit ganz wenig ganz viel machen: Dass sie das können, erfuhren die Klinikclowns während des Improvisationsseminars mit Loby Lam.

Selbst für die erfahrenen Profis war es toll zu erleben, mit wie wenig Input von außen sie aus beinahe nichts alles machen können – indem sie einfach da sind und aus sich heraus agieren. „Das Einlassen auf die Situation, mit dem gehen, was da ist, das ist die Essenz“, sagte Marinho e Campos („Mimi“), „ohne diese innere Haltung sind alle Clownstechniken vergebens.“

Workshop brauchte Kraft

Während der Übungen fragte Lam immer wieder das Energielevel der Teilnehmer ab: „Wo steht ihr gerade? Was braucht ihr jetzt?“ Nach der Mittagspause sei er einfach noch ein paar Minuten liegen geblieben, sagte Michael Westermeier („Konrad“), „und das war dann auch okay. Es war schön zu erleben, wie die Erschöpfung von allein weicht, wenn ich sie zulasse, und einer ganz neuen Kraft Platz macht.“

„Die anderen zu sehen und zu erleben, wie sie an ihre Grenzen gehen, einfach so, ohne Leistungsdruck – das war ein Geschenk!“, sagte Jaqueline Bollig („Flora“), die vor einiger Zeit neu zum Team gestoßen ist. „Wir haben uns näher kennengelernt, das Vertrauen untereinander vertieft“, sagte Marinho e Campos. „Das war sehr wichtig, da wir sonst zwar miteinander arbeiten, aber privat wenig miteinander zu tun haben.“

Die Dschungel-Übung beeindruckte die Clowns besonders.

Durch den Dschungel mithilfe von Vertrauen

Besonders beeindruckt hatte die Clowns die Übung „Dschungel“. Der „Dschungel“, den eine Person mit geschlossenen Augen durchwanderte, bestand aus den Körpern der anderen: Durch Spüren und Tasten fand sie ihren Weg über, unter oder zwischen den anderen hindurch. „Ich hatte vor der Übung wirklich Angst“, sagte Ulrike Elskamp („Lili“), „aber mit dem Schließen der Augen kam plötzlich das Vertrauen.“ Wärme, Atem, Fühlen – „es war, als würden an meinem Körper plötzlich viele kleine Antennen entstehen“, erinnerte sich Bollig an die Übung.
Lam bekam viel Lob für sein Improvisationsseminar, das er aus seinem Repertoire heraus ohne Vorbereitung ganz individuell angepasst hatte an die Menschen, mit denen er arbeitete.

Für die Arbeit der Klinikclowns mit kranken, behinderten, dementen oder sterbenden Menschen jedes Alters nehmen die Clowns viel mit: „Wir nehmen uns nun noch mal mehr Zeit, um zu gucken, was da ist: in genau der Situation mit genau dem Menschen. Und wir vertrauen darauf, dass ein Impuls aus uns heraus kommt, der unser Spiel ermöglicht“, sagte Westermeier. Denn nichts anderes als Improvisation ist die Arbeit der Clowns, wenn sie die Tür öffnen und plötzlich im Zimmer der Menschen stehen.